Laryngo-Rhino-Otol 2017; 96: S103-S122
DOI: 10.1055/s-0042-122385
Die Übersichtsarbeit behandelt aktuelle Aspekte der Diagnostik, der Differentialdiagnostik sowie der Evidenz im Bereich der systemischen und lokalen Therapie des Hörsturzes. Da vielfältige Erkrankungen existieren, die auch eine akute einseitige Schallempfindungsschwerhörigkeit als Symptom haben können, kommt der sinnvollen, gezielten Diagnostik bei der Abklärung dieses Symptomes eine besondere Rolle zu. Eine bisher wahrscheinlich relativ häufig übersehene Differentialdiagnose sind intralabyrinthäre Schwannome, da diese bisher wenig beachtet wurden und auf den häufig durchgeführten „Kopf-MRTs" mit groben Schichten leicht zu übersehen sind. Daher sollte bei der Anforderung einer Schläfenbein-MRT-Untersuchung zur Abklärung eines Hörsturzes explizit auch nach Vorhandensein oder Ausschluss eines intralabyrinthären Schwannoms gefragt werden. Mit geeigneten MRT-Untersuchungen lässt sich heutzutage auch ein endolymphatischer Hydrops visualisieren.Die Studienlage bei der Therapie des Hörsturzes ist – bezogen auf die Qualität, nicht auf die Anzahl der Studien – unbefriedigend. Der Wert von systemisch (niedrige Dosis) oder intratympanal applizierten Kortikosteroiden in der Primärtherapie des Hörsturzes ist unklar. Um die Frage der Wirksamkeit einer in der aktuell gültigen AWMF-Leitlinie empfohlenen primären, systemischen Hochdosis-Kortikosteroidtherapie beim Hörsturz zu beantworten, wird mit Unterstützung des Deutschen Studienzentrums HNO (DSZ-HNO) in Deutschland derzeit eine multizentrische, klinische Studie durchgeführt (http://ift.tt/2pZpq2Y). Bei ungenügender Erholung der Hörschwelle nach systemischer Therapie des Hörsturzes scheint nach derzeitiger Datenlage die intratympanale Kortikosteroidtherapie als Sekundärtherapie mit einer signifikant höheren Wahrscheinlichkeit der Hörschwellenverbesserung einherzugehen. Die Hörverbesserung scheint dabei jedoch unabhängig zu sein vom Behandlungsbeginn. Eine Empfehlung für ein Therapieprotokoll für die intratympanale Therapie kann auf der Basis der derzeitigen Datenlage nicht abgeleitet werden.
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